Kunstausstellung in der Orangerie: „neue Meisterwerke – nach alten Meistern“
08.04.24 | Zuletzt aktualisiert am 10.04.24 13:26 Uhr
Im Lehrplan der neuen Jahrgangsstufe 11, Bereich „Bildende Kunst“, ist es u.a.
Thema, künstlerische Positionen der klassischen Moderne kennenzulernen und sich
mit politischer Instrumentalisierung von Kunst auseinanderzusetzen.
Daher erfuhren
die Schülerinnen und Schüler zunächst einiges über die Situation der Kunst zur Zeit
des Nationalsozialismus in Deutschland: mit der Machtübernahme ging neben
vielem anderen auch die Freiheit der Kunst verloren. Berufsverbote für Künstler
wurden verhängt, Anpassung oder Emigration erzwungen. Nur wer sich dem
rückwärtsgewandten, wenig intellektuellen, engen Kunstverständnis der NS-Ideologie
beugte und diese verherrlichte, durfte weiterhin öffentlich künstlerisch
tätig sein. Die aus heutiger Sicht fortschrittlichen, innovativen und oft auch
kritischen Künstlerinnen und Künstler der damaligen Zeit, wurden in Deutschland als
„entartet“ diffamiert und in einer absichtlich boshaft-tumben Weise in der
Wanderausstellung „entartete Kunst“ präsentiert. Nicht wenige Besucher nutzten
diese Ausstellung als letzte Möglichkeit, moderne Kunst in Deutschland zu erleben.
Viele ließen sich jedoch von der Propaganda in ihren Vorurteilen bestärken und
mitreißen. Nicht umsonst prägte Paul Klee einige Jahre vorher den Satz „Uns trägt
kein Volk.“, womit er das Unverständnis beschrieb, auf das moderne Kunst in der
Gesellschaft seiner Zeit stieß - und auch oft heute noch stößt?
Ohne aktiver Auseinandersetzung und Interesse hatte sich eigentlich ein Kunstwerk
noch zu keiner Zeit erschlossen, doch abstrahierte oder gar ungegenständliche
Kunst hat besonders stark mit Vorurteilen zu kämpfen. Eine Formel wie „E = mc^2“
leuchtet dagegen offenbar jedem sofort ein …?
Die oftmals vereinfachte, dafür aber umso kraftvollere Ausdrucksweise der Kunst
der klassischen Moderne, verleitet manchen auch zur Aussage „Das kann ich
auch!“ Dass dem jedoch gar nicht so ist, merkt man, wenn man es selbst probiert –
zumal ohne Vorbild, wie die Künstler der damaligen Zeit. Doch die Schülerinnen
und Schüler der 11. Klassen setzten sich zunächst intensiv mit einem
selbstgewählten Vertreter der modernen Kunst auseinander und präsentierten ihre
Erkenntnisse in je einem informativen Schauplakat. So gerüstet, galt es daraufhin
selbst ein Gemälde im Stil des gewählten Künstlers oder der Künstlerin zu
imaginieren und mit Acrylfarbe umzusetzen. Vielen gelang dies gut, einigen sogar
hervorragend: zehn dieser Werke wurden schließlich auf extra angeschafften
Staffeleien unter dem Titel „neue Meisterwerke – nach alten Meistern“ im
Eingangsbereich der ehrwürdigen Ansbacher Orangerie präsentiert. Somit konnten
viele Besucher des zeitgleichen GCA-Frühlingskonzertes nicht nur die
Frühlingsblumen im Hofgarten und die wunderbare Musik genießen, sondern auch
die Kunst – wie herrlich!
… und das, obwohl es im Unterricht
lehrplangemäß auch um Multiperspektivität,
Deformation, Figuration und Abstraktion,
wechselseitige kulturelle Beeinflussung
zwischen Inspiration und Adaption und sogar
um Zivilisationskritik, Suche nach
Ursprünglichkeit und Eskapismus ging. Schätzen
wir uns glücklich, dass heute, anders als vor gut
90 Jahren, GG Art. 5 gilt!