„Als Schmuck kann man persönliche Objekte bezeichnen, die Menschen entweder unmittelbar am Körper anbringen, bei sich tragen oder in ihrer Umgebung platzieren. Es handelt sich dabei nicht um Dinge, die primär eine praktische Aufgabe erfüllen, sie dienen vielmehr hauptsächlich dazu, etwas zu bedeuten. Demnach wird ein Gegenstand dann zum Schmuckstück, wenn er von jemandem als Zeichen, Symbol oder sinnhaltige Form eingesetzt wird.“ (Anne-Barbara Knerr)
In diesem breit angelegten Verständnis des Begriffs „Schmuck“ setzte sich das P-Seminar mit dem Thema auseinander. Eine Exkursion nach Nürnberg vertiefte den Einblick in das weite Feld des Schmucks.
Dort stand der Besuch zweier Institutionen auf dem Programm: Am Vormittag besuchten wir die Werkbund-Werkstatt-Nürnberg. Sie ist eine Schule, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, den Lernenden die Grundlagen der Gestaltung in den Bereichen Zeichnen, Fläche & Farbe sowie Körper & Raum zu vermitteln. In der einmaligen Nürnberger Einrichtung liegt der Schwerpunkt auf dem praktischen, materialbezogenen Tun: Holz, Glas, Metall und Textil, auch das dramatische Gestalten im Theater gehören dazu. Das jeweilige Material mit seinen sehr spezifischen Eigenheiten fordert gleich einem strengen Lehrer dem Lernenden einen ganz besonderen, materialgemäßen Umgang mit ihm ab. Kupferblech etwa lässt sich durch geschicktes und geduldiges Hämmern von der Fläche in räumliche Hohlformen bringen – wenn man die Eigengesetzlichkeiten des Materials berücksichtigt, hat man einen erstaunlich großen Formenspielraum. Holz dagegen lässt sich eher abtragend, weniger umformend bearbeiten. Daraus ergibt sich eine je spezifische Formensprache. Wenn ein Material seinen Charakteristika gemäß bearbeitet wird, weist das Ergebnis dieses Prozesses recht wahrscheinlich „Schönheit“ auf. Doch dieses materialgeleitete Herangehen besitzt auch regelrecht pädagogisches Potenzial: In den elementaren Gestaltungsaufgaben setzt sich der Lernende nicht nur mit der Gestaltung einer materiellen Form auseinander, sondern mit sich selbst. Bestimmte Materialien liegen aufgrund ihrer Charakteristika bestimmten Personen mehr, anderen weniger. Durch das Gestalten lernt man in diesem Sinne auch etwas über sich selbst.
In der anschließenden Mittagspause besuchte eine kleine, doch sehr engagierte Gruppe die Ausstellung „KP Brehmer. Kunst ≠ Propaganda“ im Neuen Museum. Der mittlerweile 80 Jahre alte Künstler befasst sich intelligent und hintersinnig-kritisch mit der Visualisierung politischer Tendenzen und gesellschaftlicher Entwicklungen – Eine lohnenswerte Entdeckung!
Am Nachmittag besuchten wir an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg die Klasse von Suska Mackert, Professorin für Freie Kunst / Gold- und Silberschmieden. In einem freien künstlerischen Studium, wie es an einer Kunstakademie üblich ist, ist das Ausbildungsziel „…der Erwerb von individueller Kompetenz und steigerungsfähigem Können in Theorie und Praxis. Eine poetische Herangehensweise, Vorstellungsvermögen und Utopie münden in Erfahrung und Expertise. Schmuck und Gerät als Objekte der Alltagskultur sind vielschichtige Phänomene, die sowohl kulturelle und gesellschaftliche als auch wirtschaftliche Komponenten umfassen. […] Es gilt, den Schmuck- und Gerätbegriff in all seinen Erscheinungsformen, seiner Vielschichtigkeit und aus diversen Blickwinkeln zu betrachten und seine Einbindung in Kultur, Wissenschaft, Politik, Wirtschaft – kurz: seine gesellschaftliche Relevanz – zu verstehen.“ (aus der Homepage der AdBK Nürnberg, Klasse Mackert) Diesen Ansatz stellte uns Frau Prof. Mackert in einem persönlichen Gespräch vor und Studenten und Studentinnen ihrer Klasse demonstrierten uns sehr anschaulich ihre eigenen Projekte. Häufig zeichneten sich die Schmuckobjekte der Studenten durch sehr innovative, unkonventionelle Ansätze aus. Das Handwerk ist hier entweder selbstverständliche Basis zur Umsetzung konzeptionell-inhaltlicher Gedanken oder es werden völlig neue werktechnische Vorgehensweisen entwickelt, die jeden traditionellen Rahmen sprengen. Konventionelle Ästhetik und bloße Tragbarkeit des Schmuckstücks werden unterlaufen. Man bewegt sich zwischen Schmuck und freier Kunst!
Am späten Nachmittag kehrten wir mit Straßenbahn und Zug aus einer anregenden Welt der Kreativität und geistig-sinnlichen Eindrücke zurück nach Ansbach.
… einige Arbeiten aus dem P-Seminar: