Sicherheitspolitischer Vortrag zum Syrienkonflikt

Ein Vortrag von Oberstleutnant a.D. Ulrich Scholz

BW_Scholz

Oberstleutnant a.D. Scholz

Oberstleutnant a.D. Ulrich Scholz diskutierte am 22.12. 2015 mit  Schülerinnen und Schülern der Oberstufe über die Sinnhaftigkeit von Luftangriffen im Syrienkonflikt

In seinem Vortrag über das Thema „Mythos ‚Air Power‘ – Kann man durch Bombardements Kriege gewinnen?“ beschäftigte sich Herr Oberstleutnant a.D. Ulrich Scholz anlässlich des gerade beschlossenen  Einsatzes von Aufklärungsflugzeugen der Bundeswehr im syrischen Kriegsgebiet mit der Frage, wie eine solche militärische Intervention aus seiner Sicht zu bewerten sei.
Er ging dabei zunächst auf die Geschichte der militärischen Luftfahrt näher ein, um den Zuhörern die noch junge Tradition dieser Waffengattung  näher zu bringen. Dabei wurde auf der einen Seite die Faszination, die Flugzeuge in der Vergangenheit auf Menschen ausgeübt haben und  auch in der Gegenwart noch ausüben, für das Publikum mittels der Vorführung eines Werbefilms der Schweizer Armee erlebbar gemacht. Scholz wies jedoch darauf hin, dass gerade die dadurch herbeigeführte  Begeisterung junger Menschen für diese Technologie angesichts der enormen Zerstörungskraft, die sich im Bombenkrieg, aber auch in den Atombombenabwürfen über Japan während des 2. Weltkriegs exemplarisch gezeigt hat, als besonders problematisch angesehen werden müsse.
Anschließend erläuterte er den interessierten Schülerinnen und Schülern die Auswirkungen der Bombardements in Syrien auf die Kombattanten und die Zivilbevölkerung und wies auf ihren – seiner Meinung nach – begrenzten militärischen Nutzen hin. Besonders betonte er die mit den Einsätzen verbundene ethische Problematik, da hier die Auslöschung von Menschenleben, wie er betonte, als „collateral damage“ in Kauf genommen würde. Seiner Meinung nach sei ein solches Vorgehen, nämlich die Fortführung der Politik mit anderen, also militärischen Mitteln, um mit dem Militärtheoretiker Clausewitz zu sprechen, nicht mit der Wahrung der Menschenwürde der betroffenen Zivilisten vereinbar.
Die Ausführungen von Herrn Scholz gaben Anlass zu einer eigenständigen Bewertung der Vorgänge durch die Anwesenden, so dass viele Teilnehmer an der Diskussion, die im Anschluss von dem ehemaligen Stabsoffizier der Bundeswehr moderiert wurde, rege Anteil nahmen und dabei dem Plenum durchdachte Beiträge zu Gehör brachten. Dieser Umstand stellt eindrucksvoll unter Beweis, dass komplexe politische Themen durchaus auf großes Interesse bei den Schülerinnen und Schülern stoßen können. Dabei waren kritische Nachfragen, aber auch mahnende Hinweise auf die Verantwortung des Westens angesichts der in Syrien tagtäglich verübten Menschenrechtsverletzungen und der irreversiblen Zerstörung von Kulturgütern zu hören. Dieser Verantwortung  müsse in letzter Konsequenz auch durch den Einsatz von militärischen Mitteln Rechnung getragen werden, war der Tenor  eines Statements. In anderen Beiträgen wurde die zu starke Verengung auf die westliche Sicht der Dinge bei der politischen Auseinandersetzung  mit dem IS kritisiert. Auch durch weitere gedankenvolle Einlassungen von Schülerseite  entwickelte sich eine interessante, teilweise auch sehr kontrovers geführte Diskussion zwischen dem ehemaligen Militär und der Schülerschaft.
Abschließend  ließ es sich unser Gast aus dem hohen Norden nicht nehmen, sich in seinem Schlusswort lobend über die Quantität und Qualität der Schülerbeiträge zu äußern. Wir haben es gerne gehört.

Timm Karlas

 

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